Es war einmal ein Junge, der Wolfgang Quitschi hieß. Er war sehr groß. Wolfgang hatte schwarze Haare und eine Brille auf der Nase, die sehr klein war. Wolfgang hatte ein langes Gesicht.
Er ging in die 6. Klasse. Die Schulklingel klingelte und alle gingen in ihre Klassensäle
Die Lehrerin Miss Mumi kam in den Klassensaal herein. Die ganze Klasse nannte sie Mumie.
"So! Ich gebe euch das Blatt für den Talentwettbewerb. Ihr gebt eurem Nachbarn es und wer mitmachen will, schreibt seinen Namen auf das Blatt. Der Talentwettbewerb ist in einer Woche, also am nächsten Mittwoch um 20:00 Uhr", erklärte die Lehrerin Miss Mumi.
Sandy, eine Freundin, fragte Wolfgang: "Machst du bei diesem Talentwettbewerb mit?"
Wolfgang antwortete: "Hab keine Lust."
Diejenigen, die mitmachen wollten, schrieben ihren Namen auf das Blatt. Miss Mumi las vor: "Also. Roald Bido, Sandy Anno, Paul Fredri, Christina Mina, Petra Tuzu, Nina Tetti und Wolfgang Quitschi haben sich für den Talentwettbewerb beworben."
"Du hast dich aber beworben. Das ist ja gut, dann können wir etwas zusammen vorstellen", erklärte Sandy.
"Ja, aber ich habe mich gar nicht eingeschrieben. Wie ist das bloß geschehen? Ich habe mich nicht eingeschrieben", erklärte Wolfgang Sandy.
"Ach komm! Du brauchst dich nicht zu schämen", tröstete Sandy Wolfgang.
Nach der Schule kam Paul zu Wolfgang und erklärte: "Guten Tag. Und wie ist mein Streich gelungen? Ich habe dich nämlich angemeldet!"
"Hab ich mir's doch gedacht", antwortete Wolfgang.
Er hatte den Verdacht gehabtt, dass Paul es war, der ihn angemeldet hatte, denn Wolfgang konnte ihn nicht leiden und Paul konnte Wolfgang nicht leiden. Wolfgang erklärte Paul: "Ich kann mich ja abmelden. Du hattest ja deinen Spaß."
"Nein das tust du nicht. Ich will endlich sehen, wie du dich vor der ganzen Klasse blamierst", sagte Paul spöttisch.
"Und warum?", fragte Wolfgang.
"Ich hasse dich", antwortete Paul.
Etwas anderes konnte Wolfgang sich nicht vorstellen, dass Paul ihn hasste. Wolfgang wusste auch, warum Paul ihn hasste. Er hatte ihn einmal in der 3. Klasse versehentlich in die Rippen geschlagen und das hatte wahrscheinlich sehr wehgetan. Darum hasste Paul ihn.
"Ich melde mich aber ab", erklärte Wolfgang Paul noch einmal.
Paul schaute ihn an und erpresste ihn: "Wenn du dich abmeldest, dann musst du mir aber zehn EURO geben. Wenn nicht dann verprügle ich dich!"
Wolfgang dachte nach und sagte entschieden: "Ach warum nicht? Vielleicht werde ich sogar ein Star."
Paul lachte und höhnte: "Du ein Star! Bestimmt! Ha ha ha!"
Dann verließ Paul das Schulgebäude. Sandy kam zu Wolfgang und fragte: "Was willst du vorführen?"
"Ich weiß nicht. Ich dachte, wir beide würden etwas zusammen vorführen. Du hast das ja auch gesagt", antwortete Wolfgang schüchtern.
Sandy und Wolfgang verließen ebenfalls das Schulgebäude. Sandy dachte einen Augenblick nach, dann schlug sie vor: "Ich gehe mal auf den Speicher schauen, da liegt immer etwas Nützliches!!"
"Ich komme mit. Ich sage nur meiner Mutter Bescheid!", erklärte auch er.
Zu Hause erklärte er seiner Mutter: "Mutti. Ich gehe sofort zu Sandy, weil wir uns für den Talentwettbewerb angemeldet haben. Der Talentwettbewerb ist am nächsten Mittwoch um 20:00Uhr. Darf ich zu ihr gehen?"
"Ja aber komm in einer halben Stunde zurück!", rief die Mutter Wolfgang zu.
Er lief zu Sandy, die immer noch vor der Tür auf Wolfgang wartete. Sie traten ins Haus und stiegen die Treppen auf den Speicher hinauf. Sie schauten sich auf dem Speicher um und auf einmal fand Sandy eine alte Kiste aus Holz in einer Ecke. Die Kiste sah sehr alt aus.
"Wolfgang komm mal hierher!", rief Sandy Wolfgang zu.
Er kam zu Sandy und fragte: "Hast du etwas Nützliches gefunden?"
"Ja diese Kiste aus Holz.", antwortete Sandy.
Wolfgang öffnete die Kiste und fand einen Gedichtsband. Er wusste, dass es ein Gedichtsheft war, weil draufstand: Gedichtsheft.
Er blätterte drin. Wie der Name es schon sagte, waren lauter Gedichte im Buch.
Wolfgang las vor:
"Ein Riese ist doch keine Wiese,
er ist groß, störe ihn bloß nicht.
Sein Lieblingsessen ist Orange,
keine Melange.
Er ist sehr dick, schau ihn nicht mit einem Blick.
Lauf weg
und lauf auf ein Schiff mit Reck."
Sandy schlug Wolfgang vor: "Wir können ja ein erfundenes Gedicht am Abend vorstellen!"
"Sandy kommst du essen? Es gibt Pizza!", rief die Mutter von Sandy.
"Ja, ja komme schon.", rief Sandy zurück.
Wolfgang ging mit Sandy nach unten in die Küche und sagte: "Bis morgen in der Schule!"
"Ja. Erfinde ein Gedicht!", entgegnete Sandy ihm, als er nach draußen ging.
"Ja und guten Appetit", rief Wolfgang Sandy zu.
Er lief schnell nach Hause in sein Schlafzimmer. Wolfgang überlegte, was er schreiben könnte. Doch er fand keine Idee. Dann rief seine Mutter ihn: "Wolfgang komm essen!"
Er lief die Treppen hinunter in die Küche und setzte sich an den Tisch. Nachher fragte er die Mutter: "Mutti. Sandy und ich wollen ein Gedicht vortragen und ich wollte dich fragen, ob du uns helfen kannst?"
"Komm nachher mit in mein Zimmer. Ich zeige dir etwas", erklärte die Mutter mit fröhlicher Miene. Als sie mit dem Essen fertig waren, gingen sie gemeinsam ins Zimmer der Mutter. Wolfgang fragte: "Was willst du mir denn zeigen?"
Die Mutter trat zu ihrem Nachttisch, öffnete die Schublade und nahm ein Heft heraus. Es sah sehr alt aus. Die Seiten waren geknickst und es waren auch Seiten dabei, die in der Mitte des Heftes losgerissen waren. Auf dem Heft stand auch wie bei Sandys Heft groß: Gedichtsheft.
"Das sind Gedichte, die ich geschrieben habe, als ich in deinem Alter war", erklärte die Mutter ihrem Jungen.
"Liest du mir eins vor?", fragte er seine Mutter.
Seine Mutter las:
"Ein Bauer hat eine Kuh,
sie macht aber nicht Muh.
Was soll er machen?
Soll er lachen?
Nein er schämt sich zu viel.
Die Kuh ist das einzige was blieb.
Er hat den Bauernhof verkauft,
ja das hat er sich erlaubt.
Aber was soll er machen?
Die einzige Kuh, die er hatte, machte nicht Muh!"
"Darf ich es mir aufschreiben?", fragte Wolfgang sehr lieb.
"Oh nein! Du sollst ein eigenes Gedicht erfinden und es nicht abschreiben, denn ich weiß, du kannst es, wenn du nur willst!", antwortete die Mutter.
Mit einer Miene, die sieben Tage Regenwetter versprach, schlich Wolfgang in sein Schlafzimmer, nahm sich ein Blatt, überlegte und überlegte. Doch es kam ihm keine Idee.
Dann dachte er: "Ein Spaziergang mit meinem Hund Theo schadet niemandem."
Er ging zu seiner Mutter und sagte Bescheid: "Ich gehe mit Theo spazieren."
"Ja ist in Ordnung", antwortete seine Mutter, die sich hinter ihrer Zeitung verschanzt hatte.
Er nahm die Leine und band sie an das Halsband seines Hundes Theo. Er ging raus und wen sah er? Seinen größten Feind. Es war Paul, der auch mit seinem Hund Henri spazieren ging.
Wolfgang machte kehrt und lief mit Theo wieder ins Haus zurück. Er stieg wieder in sein Zimmer und auf einmal kam ihm die Idee. Er schrieb auf:
"Es gibt Giraffen,
aber ich will keine Rache.
Ich bin sehr groß,
bin aber kein Moos.
Der Esel isst gerne eine Möhre,
ich aber schaue im Test tief in die Röhre.
Ich mag keinen Reis,
dafür liebe ich Eis."
Er rannte in das Wohnzimmer, nahm das Telefon und rief Sandy an. Er las ihr das Gedicht vor. Sie sagte, das Gedicht wäre sehr gut.
Die Woche verging sehr schnell und bald war es schon wieder Mittwoch. Um 19:30 fuhr die Familie Quitschi in die Sportshalle der Schule. Wolfgang ging zu den Kabinen, wo er auf Sandy wartete. Als es ihm zu lange dauerte, ging er noch einmal raus und winkte Sandy zu, die ihn suchte. Sie erklärte: "Du sagst eine Strophe und dann ich und so weiter."
Die beiden waren sehr aufgeregt. Doch das Lampenfieber ließ bald nach. Jetzt war es 20:00 Uhr und eine Stimme erklärte auf der Bühne: "Willkommen und danke, dass ihr so zahlreich gekommen seid. Heute wollen wir euch zeigen, was Kinder alles vorstellen und anfangen wollen. Wir fangen mit Sandy und Wolfgang an, die ein Gedicht einstudiert haben."
Alle Leute in der Halle applaudierten. Die beiden ersten Kandidaten kamen aus der Kabine raus und Sandy fing an:
"Es gibt Giraffen,
aber ich will keine Rache."
Wolfgang fuhr fort:
"Ich bin sehr groß,
bin aber kein Moos."
Sandy zitierte weiter:
"Der Esel isst gerne eine Möhre,
ich aber schaue im Test tief in die Röhre."
Wolfgang rief weiter ins Publikum:
" Ich mag keinen Reis,
dafür liebe ich Eis."
Das Publikum schaute die beiden erstaunt an und auf einmal fingen die Leute an zu buhen. Andere lachten und andere wieder gingen wieder nach Hause. Sandy und Wolfgang wurden auf einmal knallrot wie eine Tomate. Sie schämten sich.
Doch auf einmal erklärte Sandy dem Publikum: "Entschuldigung. Es tut uns schrecklich Leid!"
Da brüllte das Publikum nicht mehr buh, sondern hörte Sandy zu, die weiter erklärte:
"Wir entschuldigen uns alle bei euch, die hier in der Sportshalle sitzen."
Dann erklärte Wolfgang: "Ja. Wir stellen euch noch zwei Gedichte vor, aber denen es nicht gefällt, die können sich ja die Ohren zuhalten. Die Gedichte, die wir euch vortragen sind von meiner Mutter und von Sandys Mutter."
Sandy begann und rief laut, dass jeder es hörte:
"Ein Riese ist doch keine Wiese.
Ein Riese ist groß, störe ihn bloß nicht.
Sein Lieblinsessen ist Orange,
keine Melange.
Er ist sehr dick,
schau ihn nicht mit einem Blick.
Lauf weg
und lauf auf ein Schiff mit Reck."
Drei Richter standen in verschiedenen Ecken und schrieben auf. Wolfgang schaute zu einem Richter, der wahrscheinlich die Punkte aufschrieb. Dann fing auch er an, sein Gedicht aufzusagen:
"Ein Bauer hat eine Kuh,
sie macht aber nicht Muh. Was soll er machen?
Soll er lachen?
Nein er schämt sich zu viel,
Die Kuh ist das einzige was bleibt.
Er hat den Bauernhof verkauft.
Ja das hat er sich erlaubt.
Aber was soll er machen?
Die einzige Kuh,
die er hat, macht nicht Muh."
Die Leute in der großen Sporthalle applaudierten wie wild. Die zwei gingen zurück in die Kabine, wo die andern auf ihren Auftritt warteten. Die einen sangen ihr Lieblingslied, die andern spielten ein Stück eines Filmes vor. Wiederum andere spielten etwas auf ihrem Lieblingsinstrument vor. Nach einer guten halben Stunde hatten alle ihre Vorführungen beendet. Wolfgang dachte: "Die anderen Vorführungen waren viel besser als unsere eigene!"
Und Sandy dachte: "Es ist bestimmt daneben gegangen. Ach was soll's? Es war eben nur für den Spaß. Es geht nicht ums Gewinnen. Ja sondern, dass man etwas Spaß hat. Also einfach locker nehmen!"
Einer der drei Richter kam in die Kabine und erklärte: "Kommt alle auf die Bühne. Wir werden verkünden, wer dieses Jahr den Pokal für das beste Talent gewonnen hat!"
Alle Bewerber folgten dem Richter. Die zwei andern Richter standen auf der Bühne und der eine sprach in ein Mikrofon: "Wer wird gewinnen? Meine Freunde und ich wissen es schon. Wer ist dieses Jahr der Sieger in unserm Talentwettbewerb?"
Die talentierten Jungen und Mädchen standen nun auf der Bühne. Jeder Bewerber war ungeduldig, aufgeregt und manche wussten schon, dass er selbst gewinnen würde und er der beste war. Darunter war auch der eingebildete Paul, der sich sehr wunderschön angezogen hatte.
"Und gewonnen haben Sandy und Wolfgang mit ihren Gedichten!"
Die beiden waren aus dem Häuschen, dass sie gewonnen hatten. Sie waren erstaunt. Sandy und Wolfgang hatten nicht gedacht, dass sie gewinnen würden. Ein Richter kam mit einem Pokal und übergab ihn Sandy und Wolfgang, die es noch immer nicht glaubten, was eben geschehen war. Paul, der geglaubt hatte, er würde gewinnen weinte und lief zurück in die Kabine.
"Sandy und Wolfgang! Es gab zwar am Anfang, wie man es nennt, eine kleine Panne. ABER IHR HABT ABER GEWONNEN, WEIL DAS PUBLIKUM MEHR BEI EUCH APPLAUDIERT HAT, ALS BEI DEN ANDERN. ACH JA. GUT GEMACHT!", brüllte der Sprecher in sein Mikrofon.